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Sollte er beleidgt sein das sie seiner Aufforderung bisher noch nicht gefolgt war? Ethan's Blick verdunkelte sich während er die fremde Lady unentwegt anstarrte, fast so als wolle er mit seinen fast schwarzen Augen ein Loch in ihre Haut brennen. Hatte man diesem zarten Wesen überhaupt kein Benehmen beigebracht? Niemand ignorierte ihn, das würde er sich mit Sicherheit nicht bieten lassen. Ihm lag bereits eine spitze Bemerkung auf der Zunge, als ein eher plump aussehender Mann zu ihnen stieß. Ethan erkannte ihn sofort als den jungen Prinzen. Der Titel hatte in diesem bemitleidenswerten Fall leider keinerlei Auswirkung auf die geistigen Kapazitäten des Mannes. Wahrscheinlich war ihm nicht einmal aufgefallen das Ethan's vernichtender Blick nun ihm galt.

Als er jedoch die Lady mit dem Titel Prinzessin ansprach lief dem Earl ein Schauer den Rücken hinab. Für einen kurzen Moment entglitten ihm sämtliche Gesichtszüge inklusive dem gewinnenden Lächeln das nicht zu seiner Körperhaltung passen wollte. Sollte er hier wirklich einer Prinzessin gegenüberstehen? Wenn dem so war, dann wunderte es ihn überhaupt nicht das die Königshäuser Europas vor ihrem Untergang standen. Von allen Frauen des Empires waren die Prinzessinen die verwöhntesten und weltfremdesten von allen. Er musste innerlich stöhnen und verfluchte sich schon dafür ihren Weg gekreuzt zu haben.

Diese Frau, diese Prinzessin, bedeutete Ärger den er keinesfalls gebrauchen konnte. Dennoch ließ er sich von ihr auf die Tanzfläche ziehen, noch immer ohne ein weiteres Wort zu sprechen. Ob er wohl irgendetwas gewinnbringendes aus dieser Siituation ziehen konnte? Sein Gehirn arbeitete bereits auf Hochtouren und ein abwesender Blick hatte sich auf seinem Gesicht ausgebreitet während er fast mechanisch begann mit Prinzessin Augusta zu tanzen. Er schenkte ihr ein Lächeln, dieses erreichte jedoch nicht seine Augen und war ebenso falsch wie seine Absichten.

"Eine Prinzessin also?" fragte er eher beiläufig, während sie sich elegant zur Musik bewegten. Zumindest den Tanzunterricht schien sie nicht verpasst zu haben. Wie es um ihre Manieren stand hatte sie ja bereits eindrucksvoll bewiesen. "Ich bin hoch erfreut eine so hoch angesehene Persönlichkeit kennenzulernen. Ihr Vater ist ein wirklich beeindruckender Mann." log er munter weiter, immer darauf bedacht einen höchst interessierten Eindruck zu machen. Ihre Schönheit konnte man ihr keinesfalls absprechen, das musste Ethan sich wohl oder Übel eingestehen. Außerdem roch sie wirklich betörend. War das ein Hauch von Lilien? Oder doch Lavendel? Prinzessin Augusta hatte ganz offensichtlich ihre Vorzüge und könnte sicher auch ohne ihren Adelstitel jeden der Männer in diesem Raum um ihren Finger wickeln. Dennoch war er fast froh nicht in ihrer Liga zu spielen. Mit hochrangigen Frauen ging auch immer viel Verantwortung einher. Verantwortung für die er sich eindeutig zu jung fühlte. Er liebte das Leben und das Leben liebte ihn, daran würde er niemals etwas ändern wollen. Auch wenn es wirklich schade war ein solch schönes Geschöpf niemals besitzen zu können und sei es auch nur für eine Nacht. Vermutlich war sie ohnehin schon irgendeinem ihrer Cousins versprochen. Die Königshäuser mischten ihr Blut nicht gerne, auch wenn irgendetwas ihm sagte sie sei keine Frau die sich so leicht unter die Haube bringen lassen würde. Vielleicht ergab sich im Laufe des Abends eine Gelegenheit sie danach zu fragen. "Ich fühle mich fast schlecht sie dem armen Prinz Frederick gestohlen zu haben." stichelte er mit gespielter Aufrichtigkeit, konnte sich jedoch ein grinsen nicht verkneifen.

 

                       

Warum war er überhaupt hierher gekommen? Der Earl nippte frustriert an seinem Drink und klatschte anschließend halbherzig Beifall, als die Tochter des Hauses endlich ihre schreckliche Pianodarbietung beendete. Irgendwie tat ihm das arme Mädchen fast leid. Man konnte ihr ansehen, dass sie ganz genau wusste das die Umstehenden nur deshalb applaudierten, weil sie ihrem Vater, dem Duke of Somerset, gefallen wollten. Die junge Dame wurde ein wenig rot und beeilte sich den Raum zu durchqueren und Schutz zwischen ihren anderen Schwestern zu finden. Der arme Duke war Vater von sechs Töchtern, doch leider hatte ihm das Schicksal keinen Erben für seinen Titel geschenkt. Der ganze Ton hatte schon seit Jahren darüber geredet und im Stillen ihr Mitleid bekundet. Ein wahrlich tragisches Schicksal. Wenn es je dazu kommen sollte, dann wollte er selbst lediglich männliche Nachkommen haben. In seinen Augen war das weibliche Geschlecht zu anhänglich und zu schlicht um für etwas anderes als seine Gelüste gut zu sein. Was im Himmel sollte er also mit Töchtern anfangen? Ethan hatte den Hausherren bereits begrüßt und ihm für die freundliche Einladung gedankt, jedoch natürlich nicht ohne auf seinen verschiedenen Vater angesprochen zu werden. Dieser hatte ihm neben seinem Titel auch die Verwaltung eines Provinznestes hinterlassen. Schottland war die Luft die er zum atmen brauchte, jedoch zog es ihn immer wieder hierher nach London wenn ihm die Verantwortung über den Kopf hinauswuchs. Das einzig gute war der Einfluss den der Klang seines Namens mit sich brachte, so wie eben diese Einladung. Ethan, der ansonsten jede Einladung zu einem Ball oder einer Soiree konsequent ausschlug, hatte sich von seinem Freund Simon dazu bereitschlagen lassen dem heutigen Ball beizuwohnen. Eigentlich hatte er Simon und seine Frau heute hier treffen wollen, doch der Duke und die Duchess of Hastings hatten sich noch nicht blicken lassen. Er schnaubte leise und leerte den Rest des Glases mit einem letzen Zug.

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