Holding Out For A Hero
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Holding Out For A Hero
von Mildred am 13.09.2023 14:06Benjamin & Mildred // Mittag // Winter 1808
Einen letzten Blick warf die 15 Jährige, hinter einem der Büsche sitzend, auf das Haus, welches immer mehr zerfiel. In der Luft lag der Geruch von verbranntem Holz. Der Qualm zog zwischen den Bäumen empor. Sie hörte ihr Herz rasen. Was blieb ihr nun noch? Nichts. Sie war alleine. Und das aus purem Glück. Wäre sie nicht unterwegs gewesen, wäre sie nun auch unter dem Schutt des Hauses begraben. Wie ihre Eltern. Sie schluckte schwer. Sie hatte einen kleinen Korb mit wenigem Inhalt retten können. Mehr nicht. Mehr blieb er nicht. Leise entfernte sie sich von dem, was mal ihr Zuhause war, ungewiss wie es nun weiter ging. Sie hatte keine Ahnung, wohin sie nun gehen sollte. Der Wald war groß und auch voller Gefahren. Das hatte ihr Vater sie gelehrt. Nur schleppend kam sie voran, sah in den Himmel hinauf. Bald würde es dunkel werden und somit auch kälter. Vielleicht, dachte sie, fand sie eine Art Höhle in der Nähe. Die natürlich hoffentlich unbewohnt war. Oder eine Jagdhütte, die sie zumindest für die Nacht nutzen konnte. Ihre Füße führten sie quer durch den Wald, bis sie an einer Art Straße ankam. Ihr Blick ging von rechts nach links. Wohin sollte sie nun gehen?
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Re: Holding Out For A Hero
von Benjamin am 13.09.2023 20:48Der nicht enden wollende Regen der seit Tagen auf die Gegend nieder gegangen war, hatte die Straße durch den Wald aufgeweicht und so war es nicht verwunderlich gewesen, dass die Kutsche mit welcher Benjamin unterwegs gewesen war im tiefen Schlamm feststeckte. Es war eigentlich kein besonders fröhlicher Anlass der ihn mitten im Schuljahr nach Hause brachte. Sein Großvater war vor kurzem verstorben, und neben der Beisetzung sollte nun sein Vater den Titel erben weshalb die ganze Familie ins Anwesen der Blakes gerufen wurde. Benjamin hasste förmliche Veranstaltungen jeglicher Art und es gab wohl niemand der Freude daran hatte Beerdigungen beizuwohnen. So war es eine nette Abwechslung um diese Zeit im Jahr in diesem Wald festzusitzen. BEnjamin sah sich etwas um, studierte die Flora und Fauna und gab nicht viel auf die Bemühungen der Burschen die Kutsche wieder aus dem Dreck zu ziehen. Er war allgemein nicht dafür bekannt besonders stark zu sein auch wenn das nicht hieß dass er ein Schwächling war. Er hatte sich gerade ein Spinnennetz angesehen, welches durch den Frost beinahe komplett aus Eiskristallen bestand als er ein Knacken in der Nähe hörte. Er sah sich um, ein Blick in den Wald auf beiden Seiten und auch zur Kutsche ob jemand von dort etwas ähnliches bemerkt hatte. Wieder ein knacken. Ob er wohl nach einem Schwert oder zumindest einem Stock suchen sollte um sich im Notfall verteidigen zu können. Oft genug hatte er davon gelesen wie Leute in Wäldern überfallen worden waren. Doch anstatt einer Räuberbande oder einer anderen vermummten und bewaffneten Gestalt, erblickte er nur ein junges Mädchen. Sie war nicht viel jünger als er aber ihre Statur war hager und sie wirkte bestürzt und traurig was sie fast noch einmal um einige Jahre jünger wirken ließ. Er blickte zurück zur Kutsche doch dort war man zu beschäftigt weshalb er seinem inneren Drang nach ging und einige Schritte auf das Mädchen zu ging. „Alles in Ordnung mit dir?", fragte er vorsichtig und hielt dennoch ein wenig Abstand. Man konnte nie wissen wie gut jemand schauspielern konnte.
Re: Holding Out For A Hero
von Mildred am 13.09.2023 21:54Von Weiten konnte sie Pferdeschritte. Sollte sie lieber abhauen? Ihre Beine waren zu müde dafür. Und ihr Körper zu kalt. Sie zitterte und bibberte. Und dann, war es still und Augenblicke später kam jemand auf sie zu. Sie erkannte nicht wer es war. Nur eine Gestalt von Weitem, die näher und näher kam. Hoffentlich doch nicht .. Oh nein. Doch schnell bemerkte sie, dass die Gestalt kaum größer und älter war als sie. Die Stimme des Unbekannten Jungen nahm sie nur dumpf wahr. Auf seine Frage hin, nickte sie einfach. Auch, wenn es in ihr anders aussah. Aber sie kannte diesen Jungen nicht. Er war ihr fremd. Andererseits .. Sie hatte niemanden. War ihm der Rauch nicht aufgefallen? Oder hatte der Schnee mittlerweile alles geregelt? Ihr Blick war gesenkt. Sie konnte ihm kaum in die Augen sehen. "W.. was willst du?!", fragte sie dann mit zittriger Stimme, versuchte aber hart zu bleiben,"B..bist du.. einer der .. B..bösen?" Dann sah sie auf, musterte ihn. Sie hatte keine Ahnung, wer ihrer Familie das angetan hatte. Also .. war irgendwie jeder erstmal böse. Woher sollte sie auch wissen, wem sie vertrauen konnte. Außerdem war sie müde und erschöpft. "W..wer bist du?", fragte sie da mit letzter Kraft.
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Re: Holding Out For A Hero
von Benjamin am 14.09.2023 18:26Das Mädchen zitterte am ganzen Leib und getrocknete Tränen hatten Bahnen in den Schmutz gezogen der auf ihrem Gesicht lag. Sie roch nach Rauch doch das wunderte ihn nicht besonders, schließlich konnte sich nicht jeder ein ganzes Gefolge leisten, welche die Kamine jeden Morgen säuberten. Eines stand jedoch fest, dass es ihr gut ging war eindeutig nicht der Fall. Es war eiskalt und sie waren sicher einen Tagesmarsch entfernt von der nächsten Ortschaft, zudem würde es nicht mehr lange hell bleiben. Benjamin kniff die Augen zusammen und musterte das Mädchen, welche offensichtlich irgendwie neben sich zu stehen schien. "Ich bin Benjamin, kein Böser...", was auch immer das zu bedeuten hatte. "Wir sind Schlamm stecken geblieben und wir mussten anhalten um die Räder wieder heraus zu bekommen. Und du,...dir scheint es offensichtlich nicht besonders gut zu gehen. Wo sind deine Eltern? Was machst du denn hier allein im Wald?", fragte er da er sich irgendwie sorgen um das Mädchen machte, auch wenn sie eigentlich nur eine Fremde war. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, nahm er seinen dicken Schal ab, entfaltete ihn dass er beinahe so groß wie eine Decke war und legte ihn dem Mädchen um.
Re: Holding Out For A Hero
von Mildred am 14.09.2023 18:46Als er ihr näher kam, um ihr den Schal umzulegen, wich sie erst etwas zurück und zuckte dabei. Doch schnell bemerkte sie, dass er ihr gar nichts böses wollte, sondern helfen wollte. Ein kaum hörbares "Danke" kam über ihre Lippen. Sofort kuschelte sie sich in den Schal, der tatsächlich für etwas mehr Wärme sorgte. Doch, konnte sie das annehmen? Nicht, dass er von ihr etwas als Gegenleistung wollte. "Ich .. ich .. kann dir aber nichts dafür geben ..", meinte sie,"ich habe .. nichts." Seine Fragen waren, wie Stiche in Millies Herz. Aber das konnte er nicht wissen. Er traf genau ins Schwarze. "Sie sind tot.", antwortete sie mit einem starren Blick,"unser Haus .. ist abgebrannt." Jetzt realisierte sie es so richtig. Jetzt, nachdem sie es über ihre Lippen gebracht hatte. "Ich weiß nicht, wer es war. Männer. Diebe. Räuber. Verbrecher.", fuhr sie fort und hatte dabei die Bilder vor Augen, als sie sich hinter dem Busch versteckt hatte und das Ende mit ansehen musste. Stille. "Kann ich helfen .. ich meine, wenn ihr noch immer feststeckt .. vielleicht braucht ihr einen mehr der anschieb oder so.", bot sie dann an, auch wenn sie mit ihren Kräften am Ende war. Da fiel ihr ein, wie unhöflich sie gewesen war. Sie kannte seinen Namen, aber er nicht ihren. Nur .. es gab da Lücken in ihrem Gedächtnis, was ihr erst jetzt auffiel. "Millie, einfach Millie.", meintes sie knapp und sah zu ihm auf. Sie war nicht die Größte, das war sie noch nie und würde sie wohl auch nie sein. Er schien so groß, obwohl er sicherlich nicht all zu viel älter war als sie es war.
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Re: Holding Out For A Hero
von Benjamin am 14.09.2023 19:53Ihr kurzes Zögern überraschte ihn doch verwunderte es ihn nicht. Wie hatte er so unsensibel sein zu können einem Mädchen, welches offenbar in Schwierigkeiten war so nahe zu kommen. Er biss sich auf die Lippen und brachte wieder etwas Distanz zwischen sie. Aus der Nähe konnte er sehen, dass sie wohl geweint haben musste denn getrocknete Tränen hatten ihre Bahnen durch eine dünne Schicht von Schmutz und Ruß gezogen. Doch er wurde von ihren großen Augen und ihrer zarten Stimme abgelenkt. Er erwartete nicht dass sie ihm überhaupt irgendwas antwortete. Selbst wenn sie sich einfach umdrehen und weglaufen würde, hätte er kein schlechtes Gefühl ihr den Schal gegeben zu haben. Er hatte so viel Kleidung und auch andere Dinge im Überfluss. Doch was sie erzählte ließ sein Herz kurz schwer werden wie Blei. Er musste schlucken. "Das,...das tut mir sehr leid", meinte er nur und wollte sich nicht einmal vorstellen wie es ihr gerade ging. Er wollte ihr nicht noch mehr zu setzen als ohnehin schon und beließ es einfach dabei. "Danke Millie", er lächelte etwas, "aber das bekommen die schon hin. Es scheint als wären sie fast soweit, meinte er als er sah wie die Burschen endlich ein Holz unter eines der Räder bekamen. "Was willst du jetzt machen? Weißt du schon wo du hin willst`?", fragte er und fühlte sich wie ein Verbrecher in ihrer Wunde herum zu stochern. Doch sollte er sie einfach hier im Wald stehen lassen? Anderen wäre es vielleicht egal aber Benjamin war noch nie so wie die anderen gewesen. Schon als Kind hatte er ein verletztes KAninchen ganz gegen den Willen seines Vaters mit nach Hause gebracht und es zusammen mit dem Gärtnern wieder aufgepeppelt.
Re: Holding Out For A Hero
von Mildred am 15.09.2023 07:44Wie es schien, hatte Benjamin wohl bemerkt, dass er ihr zu nahe gekommen war. Es war gewiss keine böse Absicht dahinter, er wollte nur helfen. Das war ihr nun bewusst. Millie folgte seinem Blick Richtung seiner Kutschte. Als wäre er gleich wieder weg und Millie würde weiter laufen, wohin auch immer. Vielleicht auf den Weg in die Stadt, doch wo war diese? Zwar kannte sie sich hier eigentlich aus. Nur, das was sie erlebt hatte, hatte einiges angesrichtet in ihr. In ihr herrschte ein Chaos. Innerlich bekam sie Panik. Auf seine Frage hin wusste sie keine Antwort. So zuckte sie mit den Schultern und sah ihn ebenso ahnungslos an. Millie war nicht dumm. Sie konnte durchaus logisch denken. "Die Stadt. Ich denke dort ist es zumindest wärmer als mitten im Wald.", meinte sie dann doch und spürte noch immer die Wärme des Schals. Wie lange würde die wohl anhalten? Ihre Hände rieb sie nun aneinander um zumindest etwas Wärme zu erzeugen. "Und .. du?", fragte sie leise,"wohin geht deine Reise?" Oder eher, in welche Richtung. Er würde sicher keine Streunerin mit in die wohl ziemlich edle Kutsche nehmen. Noch nie saß Millie in so einer. Nur von Weitem hat sie mal die ein oder andere gesehen und sich dabei gefragt, wer wohl darin saß. Vielleicht ging die Kutsche ja Richtung Stadt, dann wusste sie zumindest, in welche Richtung sie gehen musste. Leicht wurde Millie nervös. "Ich .. ich muss dann auch weiter.", kamen die Worte schnell über ihre Lippen,"ich will euch nicht weiter aufhalten. Und naja es.. es wird bald dunkel .." Ihr Blick ging in den Himmel. Man sah durch die Bäume, wie der Himmel schon etwas dunkle geworden war.
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Re: Holding Out For A Hero
von Benjamin am 17.09.2023 21:08Benjamin konnte es nicht verhindern sich vorzustellen, wie er ebenso wie Millie vor seinem Elternhaus stehen würde und wie es vor seinen Augen abbrennen würde. Er schüttelte sich um den fürchterlichen Gedanken abzuschütteln und wusste auch, dass er das Glück hatte selbst in so einem furchtbaren Moment eine große Familie mit vielen Tanten und Onkels, Cousins und Cousinen und mittlerweile auch schon die Familie seines Bruders zu haben. So konnte er sich kaum vorstellen, in welcher Lage Millie nun war, er konnte es nur erahnen und das weckte sein Mitleid.
In die Stadt weil es dort wärmer war? Sicherlich kein schlechter Gedanke aber es war kein Ort für ein Mädchen dass gerade seine Eltern verloren hatte. Allgemein war es kein Ort für ein Mädchen dass ohne genügend Kleidung am Leib und mit Sicherheit nicht besonders viel Geld in den Taschen unterwegs war. Benjamin schoss ein Gedanke in den Kopf den er noch zu verdrängen versuchte. "Wir fahren nach Orlington Richtung Westen", erklärte er. "Mein Großvater ist vor kurzem gestorben und nun ist die Beisetzung", erklärte er bedacht genug mal noch nichts von seinem Nachnamen oder seiner Familie zu erwähnen. Er war vielleicht Herzensgut und manchmal etwas naiv aber er war nicht dumm. Auch wenn das Mitleid gegenüber Millie enorm war, so gab es dort immer noch den Funken misstrauen dass sie ihm nur etwas vorspielen könnte. Doch als sie sich zum gehen wandte, ließ er den Reflex zu sie sanft am Arm zurück zu halten. "Warte Millie, ich...ich kann dich nicht einfach so in diesem Wald bei dieser eiseskälte hier stehen lassen", meinte Benjamin und schaute nochmal über seine Schulter zur Kutsche die schon fast wieder bereit war. "Lass mich dich mitnehmen, zumindest bis zu einem Gasthaus oder wenigstens in die nächste Stadt. Du wirst es nicht schaffen bevor es dunkel ist", meinte er dann doch und auch wenn es ihn nervös machte so fühlte es sich richtig an.
Re: Holding Out For A Hero
von Mildred am 17.09.2023 22:06We broke the world - we did this. Man did this. Everything that was beautiful, everything that was good, we shattered.
Re: Holding Out For A Hero
von Benjamin am 23.09.2023 15:46Während er Millie so gegenüber stand, welche gerade ihre Eltern und ihr Zuhause verloren hatte, fühlten sich seine eigenen Sorgen so winzig an. Es war vielleicht sein Großvater gewesen aber er hatte keine besondere Verbindung zu diesem gehabt und so war es zwar irgendwie schade aber es betraf ihn nicht wirklich. Das dieses fremde Mädchen dagegen, mit vor Kälte blau werdenden Lippen, hatte sein ganzes Mitgefühl in ihm in Beschlag genommen und scheinbar seinen Beschützerinstinkt geweckt.
Benjamin musterte kurz den Wagen und die Burschen von welchen einer ihm zugerufen hatte dass es nun weiter gehen könnte. "Ich komme", rief er zurück und sah dann Millie in die Augen. "Du fällst mir nicht zur Last. In meiner Kutsche ist noch viel Platz und wenn du hinter mir läufst bekommt es sicher auch keiner mit. Ich glaube dir, dass du allein klar kommst aber es muss ja nicht sein oder?", er schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln und irgendwie konnte er den Gedanken nicht ertragen dass ihr etwas zustoßen könnte nur weil er so eitel war sie hier im Wald zurück zu lassen.
Er wandte sich um und ging zur Kutsche vor. Es lag an ihr ihm zu folgen und wohin er sie fahren würde, dass würde er noch sehen wenn sie erstmal in der Kutsche säße.